E
s gibt Künstler, die malen. Andere schreiben oder machen Musik. Wieder andere schauspielern. Doch bisweilen gibt es Künstler, die wollen sich nicht auf eines festlegen, sehen sich nicht in einer Sparte und lassen sich von nichts und niemandem einschränken. Kunst ist für sie mehr als nur ein Teil des Lebens, Kunst ist das Leben.

Marlon Bösherz ist ein solcher Künstler der umfassenden Art. Lernt man ihn kennen, entdeckt man nach und nach immer mehr seiner vielen Ausdrucksformen und -felder. Er malt und zeichnet, das einmal zuerst genannt, ohne hier jedoch auf einer Reihenfolge bestehen zu wollen. Er schreibt auch und dichtet gar, hat bereits ein Buch veröffentlicht. Außerdem ist er Musiker, sowohl als Solist als auch mit seiner Jazz-Band „Botticelli Baby“. Er ist als Straßenmusiker aktiv, begleitet sich selbst auf der Gitarre. Dazu ist er noch Schauspieler, hat bereits einige Bühnenerfahrung, ist Performancekünstler und Wortlautmaler. Auch seine äußere Erscheinung ist für ihn Gestaltungsfeld, seinen persönlichen Stil findet er dabei in Mode und Accessoires der 1920er und -30er Jahre. Gerade Letzteres hat ihn in seiner Heimatstadt Gladbeck als „Stil-Ikone“ bekannt gemacht.

All das in einer Person? Möglich? Nun, Marlon Bösherz ist jung, zum Zeitpunkt dieser Ausstellung gerade einmal 21 Jahre. Er steht noch am Anfang seines künstlerischen Weges, der bereits jetzt höchst vielfältig und abwechslungsreich zu werden verspricht. Und wenn Marlon Bösherz heute sagt, die Malerei sei alles für ihn, er wolle den ganzen Tag nur malen, dann darf noch darüber spekuliert werden, ob dies tatsächlich die letzte Liebe seines Lebens sein wird.

Liebe – für Marlon Bösherz als eine künstlerische Kraft fast mit Kunst gleichzusetzen. Und genau das ist es, was mich von Anfang an an ihm faszinierte, seine Energie, seine Dynamik, sein unbändiges und kompromissloses Wollen, Kunst zu machen, Kunst zu leben, Kunst zu sein. Der verstorbene Tänzer Rolf Gildenast sagte über sich selbst: „Kunst kommt nicht von Können, sondern von Müssen, und ich kann nicht anders.“ Ein Satz, in dem sich auch Marlon Bösherz wiederfinden kann.

Ich freue mich, dass die „Galerie Tellerrand“ gerade mit diesem jungen Künstler ihre Eröffnung feiert und lade Sie ein, hier mit uns und Marlon Bösherz erstmals über den Tellerrand zu schauen, eine Tätigkeit, die in diesem virtuellen Ausstellungsraum zur Gewohnheit, aber nie gewöhnlich werden soll.

Jesse Krauß
(für die Galeristen der Galerie Tellerrand)
Gelsenkirchen, 1. Februar 2014
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